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Das Verhaltens-Immunsystem und konservative Einstellungen

15. Mai 2013

Das Verhaltens-Immunsystem ist die erste Verteidigungslinie gegen mögliche Krankheitserreger, vor dem physiological Immunsystem. Ein Bündel von psychischen Mechanismen verhindert den Kontakt mit Krankheitserregern: ekliger Geschmack (z. B. schlecht gewordene Milche), übler Geruch (z. B. gammeliger Fisch), unangenehme Geräusche (z. B. Räuspern), unappetitliche Objekte (z. B. Erbrochenes) und unangenehme Hautgefühle (z. B. klebrige Finger). Dieses Bündel wurde in unserer evolutionären Vergangenheit geformt, als Menschengruppen isoliert lebten und bei Kontakt mit anderen Gruppen die Gefahr bestand, Krankheitserreger einzufangen, gegen die das biologische Immunsystem noch nicht gewappnet war.
Das Verhaltens-Immunsystem ist individuell unterschiedlich stark ausgelegt. Als evolutionäres Erbe hat es heute noch erhebliche Auswirkungen auf politische Einstellungen, wie US-amerikanische Forscher in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift Evolution and Human Behavior belegen. Je stärker das Verhaltens-Immunsystem ausgeprägt ist (Furcht vor Ansteckung, Ekelempfindlichkeit), desto stärker sind konservative Einstellungen, wie religiöser Fundamentalismus, Fremdenfeindlichkeit, autoritäre Einstellungen und Rechtsextremismus. (Terrizzi, J. A. Jr., et al. (2013). The behavioral immune system and social conservatism: a meta-analysis. Evolution and Human Behavior, 34, 99-108).

10 % Kuckuckskinder?

13. Februar 2013

Seit mehreren Jahrzehnten wird berichtet, dass 10% aller vermeintlich leiblichen Väter unwissentlich nicht die leiblichen Väter sind. Ich habe schon seit Jahren daran gezweifelt, dass diese Zahl Allgemeingültigkeit hat, aber für Deutschland lagen keine belastbaren Ergebnisse vor. Düsseldorfer Forscher (M. Wolf et al. (2012) Estimating the prevalence of nonpaternity in Germany. Human Nature, 23, 208-217) haben nun belegt, dass die Häufigkeit in Deutschland unter 1% liegt. Diese Daten sind denen aus England und Schweiz vergleichbar.

Die 10% Kuckuckskinder sind also ein modernes Märchen, das in den 50er Jahren aufkam und seitdem durch die Presse geistert. Möglicherweise waren in früheren Zeiten die Vaterschaftsdiskrepanzen höher als 1%, aber jetzt sollten sich Väter darüber nicht so viel Sorgen machen. Selbst wenn sie befürchten, dass ihre Partnerin zur Zeit der Empfängnis fremdgegangen ist, ist ihre Befürchtung meistens unbegründet. Möglicherweise waren in früheren Zeiten die Vaterschaftsdiskrepanzen höher als heutzutage hier.