Das Verhaltens-Immunsystem und konservative Einstellungen

17. Mai 2013

Das Verhaltens-Immunsystem ist die erste Verteidigungslinie gegen mögliche Krankheitserreger, vor dem physiologischen Immunsystem. Ein Bündel von psychischen Mechanismen verhindert den Kontakt mit Krankheitserregern: ekliger Geschmack (z. B. schlecht gewordene Milche), übler Geruch (z. B. gammeliger Fisch), unangenehme Geräusche (z. B. Räuspern), unappetitliche Objekte (z. B. Erbrochenes) und unangenehme Hautgefühle (z. B. klebrige Finger). Dieses Bündel wurde in unserer evolutionären Vergangenheit geformt, als Menschengruppen isoliert lebten und bei Kontakt mit anderen Gruppen die Gefahr bestand, Krankheitserreger einzufangen, gegen die das biologische Immunsystem noch nicht gewappnet war.

Das Verhaltens-Immunsystem ist individuell unterschiedlich stark ausgelegt. Als evolutionäres Erbe hat es heute noch erhebliche Auswirkungen auf politische Einstellungen, wie US-amerikanische Forscher in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift Evolution and Human Behavior belegen. Je stärker das Verhaltens-Immunsystem ausgeprägt ist (Furcht vor Ansteckung, Ekelempfindlichkeit), desto stärker sind konservative Einstellungen, wie religiöser Fundamentalismus, Fremdenfeindlichkeit, autoritäre Einstellungen und Rechtsextremismus. (Terrizzi, J. A. Jr., et al. (2013). The behavioral immune system and social conservatism: a meta-analysis. Evolution and Human Behavior, 34, 99 108).